Offener Brief an den Oberbürgermeister vom 03.06.13
Sehr geehrter Herr Dr. Trümper,
mit großem Befremden haben wir zur Kenntnis genommen, dass Politiker und
Verwaltungsangestellte der Stadt Magdeburg in Sachen Flugplatz eine für die Bürger zutiefst
intransparente und öffentlichkeitsscheue Haltung einnehmen.
Wiederholt wurde uns von Vertretern der Stadt Magdeburg mitgeteilt, dass man der
Öffentlichkeit - und demnach auch für alle Beteiligten (und dazu zählen wir sowohl die
interessierten Bürger als auch unsere Bürgerinitiative) - eine nachvollziehbare
Berichterstattung nach erfolgter Auswertung der Umfrageergebnisse vorlegt.
Die Auswertung der Verwaltung ist abgeschlossen, und uns wurde noch kurz davor vom
Wirtschaftsdezernat mitgeteilt, dass wir den Bericht bald einsehen könnten.
Wir mussten aber in den letzten Woche leidvoll erfahren, dass Versprechungen anscheinend
nur gemacht werden, um die Betroffenen „ruhig zu stellen“.
Statt gerade bei dem hochsensiblem Thema Flugplatz Offenheit und Transparenz zu schaffen,
würgt die Stadt Magdeburg mit fadenscheinigen Argumenten den Dialog mit interessierenden
Bürgern und Institutionen ab und schließt sie entgegen aller Versprechungen ab sofort vom
gesamten Prozedere aus. Und anschließend wundern sich Politiker, dass der Bürger
„politikverdrossen“ sei.
Wir können Ihnen versichern, dass wir nicht politikverdrossen sind, aber das Gefühl haben,
dass die Stadt durch genau diese nichtöffentliche Kommunalpolitik eine
Politikerverdrossenheit bei den Betroffenen schürt, was ihr aber ziemlich egal zu sein scheint.
Schon die Fragestellungen an die Unternehmen der Stadt für die Untersuchung, ob denn eine
Erweiterung der Start- und Landebahn notwendig sei, waren derart ausbaulastig, zweideutig,
widersprüchlich und suggestiv, dass man an einer wirklich gewollten objektiven
Untersuchung höchste Zweifel anbringen musste. Unsere Argumente, dass z.B. Cochstedt
überhaupt mit keinem einzigen Wort in den Fragen an die Unternehmen erwähnt wurde, legt
wohl recht nahe, dass es hier nur darum ging, eine dem Geschäftsführer der FMB und anderen
Ausbaubefürworten „passende“ Steilvorlage zu geben, um einen nie nachgewiesenen Bedarf
eines Ausbaus zu rechtfertigen.
Im übrigen sollte Ihnen bekannt sein, dass das damalige Planfeststellungsverfahren unter der
Maßgabe genehmigt wurde, dass hier Linien- und Charterverkehr stattfinden sollte. Die
jetzige Umfrage und die Forderung der FMB stehen dazu im krassen Widerspruch zu den
damals verfolgten Ausbauzielen. Anscheinend kann hier jeder Ausbauwütige so lange die
Argumente verdrehen, wie er will – und das mit Unterstützung der Stadtverwaltung und
immer unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
Wir dürfen Sie daran erinnern, dass Sie sich in der Bürgerversammlung im Hopfengarten
Ende letzten Jahres für die lärmgeplagten Bürger einsetzen wollten. Außer noch mehr Lärm
als letztes Jahr haben wir bisher noch nichts wahrgenommen.
Insbesondere dürfen wir Sie bitten, uns zu erklären, wie dieses ganze Gebaren mit dem von
der Stadt propagiertem Prinzip des „Gläsernen Rathauses“ vereinbar ist, und ob denn die Stadt
die Interessen der Mehrheit der Bürger Magdeburgs vertreten sollte oder für einige Wenige als
Erfüllungsgehilfe für ein Geschäftsmodell fungiert, welches zwar private Gewinne verspricht,
den Bürgern im Süden Magdeburgs im Gegenzug aber DEN Lärm zumutet, die andere Städte
veranlasst haben, Fallschirmspringer und andere „Investoren“ von ihren Flugplätzen
fernzuhalten.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Richter
Vorsitzender